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OHNE KULTUR IST FLENSBURG FERTIG!

Flensburg propagiert sich als Kulturstadt. Das Kulturangebot gilt als eine der wichtigsten Ressourcen und ein wesentlicher Standortfaktor der Stadt Flensburg. Allerorts wird die kulturelle Vielfalt gelobt und als touristische Attraktion beworben. Und für die Bewerbung Sonderburgs als Europäische Kulturhauptstadt 2017 verkauft Flensburg sich als attraktive Partnerstadt.

Dabei sieht es in Flensburg wahrlich nicht rosig aus. Eine schnelle Durchsicht der Arbeitslosenstatistik, ein Spaziergang durch von Leerstand und Verfall geprägten Straßen, ein Blick auf die langen Schlangen vor den Essensausgaben und die von Armut geprägten Menschen im öffentlichen Stadtbild zeigen ein weit weniger optimistisches Bild der Stadt, als viele Sonntagsreden vermuten lassen.

Flensburg braucht ganz offensichtlich positive Impulse. Und so verwundert es nicht, dass die Flensburger Politik erkannt hat, dass Flensburg nur dann gedeihen und sich im Wettbewerb der Standorte behaupten kann, wenn die Stadt für die sogenannte kreative Klasse attraktiv sein und ein anregendes Umfeld für Kulturschaffende bieten kann.

Und ja – Flensburg hat Potenzial! Das kleine Liverpool des Nordens hat eine beachtliche Nachwuchsszene. Und Künstlerinnen und Künstler aus Flensburg wecken seit Jahren überregionales Interesse. Flensburg hat sich längst auf der Kulturlandkarte platziert und sich mit Kulturprojekten abseits des Mainstreams vom Image des öden Provinznests befreit.

Die freien Kultureinrichtungen Volksbad, Kühlhaus, Theaterwerkstatt Pilkentafel und folkBALTICA gehören zu den Führenden ihres jeweiligen Segments in Schleswig-Holstein. Die Einrichtungen haben sich deutlich in ihren Spezialgebieten profiliert, entwickeln überregionale Strahlkraft und verleihen der Stadt ein urbanes Flair.

Auch wir – die Musik-, DJ-, Kunst-, Theater- und Film-Leute, Kleine-Läden-Betreiber und Projekt-Initiiererinnen – leben und arbeiten gerne hier. Wir sind nach Flensburg gezogen, zurückgekehrt oder hier geblieben, um die Stadt mit Leben zu füllen und lebenswerter zu gestalten. Wir sehen die Kultur als Chance für die Stadt.

Wir möchten mitgestalten und mitdenken – im Sinne der Stadt und ihrer Bevölkerung. Wir begreifen den Zugang zu Kunst und Kultur als wichtige Möglichkeit für alle in Flensburg. Aber Kreativität braucht Rahmenbedingungen. Ohne Bereiche für freie Kunst, ohne geschützte Räume für Nachwuchstalente, ohne besondere Orte für Nischenkultur wird die Vielfalt von der wirtschaftlich orientierten Monokultur verschluckt.

Die Unterschiedlichkeit der Kultureinrichtungen in Flensburg ermöglicht ein konstruktives Sparring zwischen den Kulturschaffenden, die eine Qualität hervorbringt, die sich weit abhebt von dem belanglosen Standardprogramm der typischen Provinzspielstätte, die zwar von allem etwas, aber nix richtig gut macht.

Wir profitieren als Kulturschaffende in Flensburg von gewachsenen Szenen, die Identifikations- und Inspirationsorte schaffen und einen fruchtbaren Nährboden liefern, aus dem laufend Neues erwachsen kann.

Die Angebote der Kulturhäuser fernab vom kommerziellen Mainstream decken vielfältige Bereiche ab und ermöglichen unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen dieser Stadt Teilhabe an Kultur. Die Bereitstellung nichtkommerzieller Kulturangebote ist aus unserer Sicht daher eine notwendige Investition in eine lebenswerte Stadt.

Flensburgs Ratsversammlung hat am 12. Mai 2011 einem Haushaltskonsolidierungspakt zugestimmt, der den Haushalt der Stadt um sechs Millionen Euro entlasten soll. In diesem soll auch der Kulturetat um 170.000,- EUR gekürzt werden.

Die Zuschüssen für die freien Kultureinrichtungen umfassen ohnehin weniger als 3% des städtischen Kulturhaushaltes. Die städtische Förderung der meisten Einrichtungen ist seit 10 Jahren gleich geblieben – ohne jemals angemessen gewesen zu sein.Alles ab

Die freien Kultureinrichtungen bewegen sich daher schon seit Jahren am Rande des Existenzminimums. Dass sie für so wenig Geld extrem viel Output liefern, ist nur deshalb gewährleistet, weil ihr gutes Standing in den jeweiligen Szenen viele ehrenamtliche Kräfte anzieht.

Statt der dringend erforderlichen Verbesserung der Rahmenbedingungen, sind die freien Kultureinrichtungen bei der Suche nach möglichen Streichungspotenzialen sofort in den Fokus gerückt worden. Eine Kürzung im Bereich der freien Kultureinrichtungen entspricht aber keiner gerechten Verteilung der Sparlasten. Hier soll da gekürzt werden, wo viel geleistet wird und ohnehin nix zu holen ist.

Kulturkürzungen verkennen die Primär- und Sekundärwirkungen von Kunst und Kultur in einer Stadt. Eventuelle Kürzungen der städtischen Zuschüsse für freie Kultur retten keinen Haushalt, bedeuten aber de facto das Aus für die Arbeit der freien Kultureinrichtungen und die Zerstörung bedeutsamer kultureller Infrastrukturen.

Parallel wird mehr Effizienz gefordert, standortpolitische Förderkriterien verlangt und Vorstellungen von Hochglanz- und Leuchtturmprojekten geäußert. Kultur kann nicht von oben nach finanzpolitischen Richtlinien gelenkt werden. Kultur entsteht von unten und muss sich an den Bedürfnissen der Menschen dieser Stadt orientieren.

Wie haben die Kürzungsandrohungen und Effizienzüberlegungen zum Anlass für diese Kampagne genommen. Aus unserer Sicht ist es grotesk, dass die Politik Flensburg einerseits als Kulturstadt vermarkten will, andererseits genau die Strukturen gefährdet, aus der das Kulturleben der Stadt erwächst.

Spart doch selber! Es ist absurd, dass kulturelle Ressourcen bewusst für die Stadtentwicklung eingesetzt werden sollen, die kulturpolitischen Fördermittel jedoch systematisch gekürzt werden. Eine pulsierende Kulturmetropole kann nicht am Schreibtisch erschaffen werden – Schreibtischtäter können das kulturelle Leben aber problemlos zerstören.

»Kulturhauptstadt Flensburg«
Flensburger Künstlerinnen, Künstler, Kulturschaffende, Mitstreiterinnen und Mitstreiter

E-Mail: info[a]kulturhauptstadt-flensburg.de

 

På grund af tidspres foreligger vores kampagnetekst kun på tysk. Men I er selvfølgelig meget velkomne til at kontakte os på dansk og deltage i vore fora på det sprog, I allerhelst kommunikerer på.

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© Kim Schmidt


Die Filme, Homepage, Grafik, Texte und Fotos werden der Kampagne »Kulturhauptstadt Flensburg« kostenlos von Flensburger Künstlerinnen, Künstlern, Kulturschaffenden, Mitstreiterinnen und Mitstreitern zur Verfügung gestellt. Vielen Dank og stor tak an alle!
Wir haben aber leider nicht unerhebliche Materialkosten und freuen uns daher über jede Spende an den
Verein zur Förderung d. Kultur u. Kommunikation FL e.V.
Konto 1003798 | Nospa | BLZ 217 500 00
Verwendungszweck »Kulturhauptstadt Flensburg«